russische Bürokratie

Der Höhepunkt des heutigen Tages ist eindeutig die russische Zollabfertigung in Naushki, kurz vor der  mongolischen Grenze. Wer meint, die Apparatschiks seien mit dem Zerfall der alten Sowjetunion ebenfalls verschwunden, wird hier eines Besseren belehrt. Satte fünf Stunden stehen wir auf dem Bahnhof, und irgendwie weiss keiner so richtig, was genau geschehen wird. Wenn’s nicht „offiziell“ wäre, würde man glauben, das sei alles extra für uns Touristen inszeniert worden. Als erstes kommt einer mit so einer steifen Kappe und kontrolliert die Pässe.  Etwa eine Stunde später sind  es dann bereits zwei – ihre Aufgabe aber ist dieselbe: Pässe kontrollieren. Zum Glück dürfen wir jetzt den Zug verlassen – im Innern ist es mittlerweile 33 Grad warm. Wir verziehen uns ins Bahnhofgebäude und hoffen, dort etwas Essbares zu finden. Fehlanzeige.  Etwa 300 m entfernt, in einem kleinen Laden,  haben wir dann mehr Glück: ein kühles Bier und ein warmer Snack wecken die Lebensgeister wieder. Alexander und ich sind erst mal zufrieden. Wenig später werden alle Passagiere zum Zug zurückgerufen. Passkontrolle! Hä? Diesmal sind’s zwei Frauen. Eine Grosse (umfangmässig) und eine Kleine. Die Grosse verlangt mit einer mürrischer Aufforderung den Pass („Pa’poot!!“), prüft dann zwei-, dreimal mit stechendem Blick das Foto, und übergibt ihn dann der Kleinen, die ihn in einer dicken Ledermappe verschwinden lässt. Dass Ganze ist so komisch unreal, dass ich mir ob dieser aufgesetzten Wichtigtuerei ein Lachen nur schwer verkneifen kann. Danach passiert wieder eine Weile nichts, bevor das Spiel erneut losgeht. Diesmal aber mit den Zöllnern und der Kontrolle der Abteile.  Das geht dann so: alle Mann auf den Gang hinaus, kurzer, prüfender Blick des Offiziellen in die Kabine, alle wieder rein – fertig. Auch das drei Mal.  Selbst den Russen, die im gleichen Zug mitreisen, ist das Prozedere peinlich, und sie heben entschuldigend die Schultern. Nach etwas mehr als fünf (!!!) Stunden ist es dann aber überstanden und wir können unsere Fahrt Richtung Mongolei (endlich!) fortsetzen.

 

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