Es ist heiss in Peking

Dass Peking eine Millionen-Stadt ist, war mir zwar schon vorher klar, aber wenn man dann selber dasteht und zuschaut, was hier abgeht, sieht’s dann halt doch ganz anders aus. Soviele Menschen und soviel Verkehr – es ist einfach gewaltig.  Und es funktioniert sogar. Wobei ich denke, dass dies daran liegt, wie pfleglich die Leute hier miteinander umgehen.  Wiewohl ein jeder bestrebt ist, möglichst schnell an sein Ziel zu gelangen - man nimmt trotzdem Rücksicht aufeinander. Da wird nicht blöd in der Gegend rumgeschrien, da gibt’s kein unflätiges Fluchen , keine abfälligen Gesten – nichts dergleichen. Mit stoischer Ruhe und grosser Gelassenheit gehen die Menschen hier ihres Weges. Von diesem Gleichmut, denke ich so, müsste man sich eigentlich eine Scheibe abschneiden können.

Als Besichtigungsvorgabe stehen heute der Platz des himmlischen Friedens, der Kaiserpalast und die Sommerresidenz auf dem Programm. Vorgesehene Dauer: sechs Stunden (samt Mittagessen). Bereits nach einer halben Stunde ist mein Hemd durchgeschwitzt. Es ist heiss. Und tropisch feucht. Als würde man in einem Treibhaus umherwandern. Das Mittagessen im kühlen klimatisierten Restaurant ist daher ein absoluter Genuss, den ich mittels komplizierter Handhabung der Ess-Stäbchen noch etwas in die Länge zu ziehen versuche, bevor es dann wieder hinausgeht in die Hitze des Tages. Damit aber jetzt kein falscher Eindruck entsteht: das Gesehene und Besuchte war wirklich sehr eindrücklich und imposant und vor dem geschichtlichen Hintergrund sowieso und einewäg, aber – gopferteckel! – wenn es so verdammi heiss ist, wird es einfach etwas schwierig.

Und trotzdem hat Yen, mein ‚guide’ zum Schluss noch ein Brikett draufgelegt: U-Bahn-Fahren. Aber nicht einfach irgendwann, sondern in der Pekinger Rushhour. Das ist sozusagen Hardcore-Sightseeing auf extremstem Niveau. Denn kaum hat man den entscheidenden Schritt in den Untergrund getan, wird man von der Menschenflut wie in einen Strudel runtergezogen in die langen Schächte der Pekinger. Das ist dann der  Zeitpunkt, wo es für unsereiner nur noch darum, sich a) einigermassen aufrecht zu halten und b) den guten Yen nicht aus den Augen zu verlieren - die Boje in diesem Menschenstrom, die einem zum richtigen Zug führt. Allwo es dann Hero-mässig weitergeht: eingepfercht in den Wagen wie die Sardinen, die an jeder Haltestelle durch die neu zusteigenden Passagiere noch etwas tiefer in die Büchse gedrückt werden.

Und auch wenn es vielleicht nicht danach tönt, so muss ich doch sagen: auf eine spezielle Weise hat es trotzdem Spass gemacht. 

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