Kreditkarten-Schock in Peking

Peking im Modell (oben links im Bild das "Vogelnest" genannte Olympia-Stadion)
Peking im Modell (oben links im Bild das "Vogelnest" genannte Olympia-Stadion)
Real sieht das "Vogelnest" natürlich noch viel eindrücklicher aus
Real sieht das "Vogelnest" natürlich noch viel eindrücklicher aus

Der Tag beginnt mit einem kleinen Schock. Ich will Geld von einem Bankautomaten abheben, aber das Ding bockt. Keine meiner Kreditkarten funktioniert. Sch...! Ich habe noch knapp 200 Yuan im Portemonaie. Das sind etwa 16 Franken, und die werden – auch wenn in China vieles günstiger ist als bei uns – nirgends hinreichen. Ich versuch’s am nächsten Automaten. Gleiches Resultat. Und auch an einem richtigen Bank-Schalter komme ich nicht an mein Geld heran. „Refused!“. Ein Anruf beim Card-Center lässt mich leer schlucken: Alle meine Kreditkarten sind gesperrt. Das gibt’s doch gar nicht! „Das kann ab und zu vorkommen, wenn in einem älteren Automaten die Zahlenkontakte nicht mehr optimal funktionieren“, lässt mich die nette Dame in der fernen Schweiz wissen. Na bravo, jetzt weiss ich zwar, woran es liegt, aber mein Problem ist damit noch immer nicht gelöst. Meine 200 Yuan sind damit nicht mehr geworden. Und ohne Kreditkarte bin ich aufgeschmissen. Die (wirklich) sehr nette Dame weiss jedoch Rat. Sie werde mir einen „emergency-code“ für meine VISA-Card ausstellen, sagt sie. In zwei Stunden könne ich diesen telefonisch anfragen.

Obwohl es heute kühl und regnerisch ist, schwitze ich. Noch selten sind mir zwei Stunden so lang vorgekommen. Auf die Minute genau rufe ich die Nummer an. Diesmal ist eine Männerstimme dran. Nach ein paar Kontrollfragen erhalten ich die neue PIN-Nummer. Auf dem Weg zum Bankomaten gehen mir die wüstesten Szenarien durch den Kopf. Was, wenn es nicht funktioniert? Singen am Strassenrand? Bettlen? Uhr versetzen?  Dann stehe ich vor dem Blechkasten und tippe gaaanz vorsichtig die neue Nummer ein – und halte wenige Augenblicke später 1000 Yuan in den Händen. Mit einem lauten „Yeepee!“ quittiere ich meinen Erfolg, was die hinter mir wartenden Leute sichtlich irritiert. Ihren erstaunten Blicken entnehme ich, dass sie nicht ganz nachvollziehen können, dass man eine solche Freude haben kann, wenn ein Bankomat Geld ausspuckt. Weil - für sowas sind solche Dinger ja da. Stimmt – eigentlich!

Mit dem guten Gefühl, wieder im Geschäft zu sein, mache ich mich auf den Weg zu einem neuen Museum. „Peking im Modell“, verspricht die Broschüre. Wird wohl so etwas wie „Swiss miniature“ sein, geht mir durch den Kopf, als ich das Ticket löse. Wenig später stehe ich dann aber davor – vor dem Modell. Und es verschlägt mir glatt die Sprache. Wow – phänomenal. Sowas Geniales! Fast die ganze riesige Stadt Peking liegt einem hier in 3D oder auf massstab-getreuen Satellitenfotos zu Füssen. Faszinierend. Wofür man in der Realität (mit U-Bahn, Bus oder Taxi) Stunden benötigen würde, lässt sich hier mit ein paar Schritten erledigen. Ich versuche, zu finden, wo ich schon war. Und stelle ernüchtert fest: Eigentlich habe ich noch gar nichts gesehen von Peking. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0