Delfin auf ... und Bart ab

endlos weite Wasserwelt
endlos weite Wasserwelt

Tag drei auf See. Bereits um halb sechs in der Früh stehe ich an Deck und geniesse die kühle Seeluft, während die „Ever Charming“ gemächlich durch die Wellen rollt, ihren Bug auf ein Ziel gerichtet, das irgendwo unsichtbar hinter dem Horizont liegt. Mein Blick geht in die Ferne. Dorthin, wo das Blau des Himmels mit demjenigen des Ozeans zu verschmelzen scheint. Und gerade als ich denke, dass das Ganze irgendwie etwas Meditatives habe, sehe ich ‚es’: ein dunkles Etwas, das aus dem Wasser schiesst , einen kurzen Moment lang fast senkrecht in der Luft verharrt und dann mit einem grossen Platschen wieder im Wasser verschwindet. Ein Wal? Oder ein Delfin? Nein, doch eher ein Wal – aufgrund der etwas tolpatschigen Art, wie ‚das Ding’ aus dem Wasser zu springen versuchte. Delfine sind ja bekanntermassen in dieser Disziplin viel eleganter, wie man von den „Flipper“-Filmen her weiss. Wobei: Was spielt’s für eine Rolle, ob Wal oder Delfin – wie mir scheint, hat der Kerl einfach Spass an der Tatsache, dass unser Schiff Abermillionen von lustigen Luftbläschen zurücklässt, in und mit denen es sich trefflichst spielen lässt. Ich muss lachen. Manchmal braucht es wirklich nicht viel, um jemanden glücklich zu machen.

Noch zwei, drei Mal zeigt der Kerl seinen halben Salto, dann verschwindet er im Kielwasser des Schiffes. Mein Blick schweift weiter übers Wasser, auf der Suche nach etwas, woran er hängen bleiben könnte. Aber da ist nichts. Nur Wasser und Himmel. Und am Horizont ein fast durchsichtiges fahles Wolkenband, dass die Grenze zwischen oben und unten markiert. Es gab Leute, die mich gefragt haben, ob es denn nicht langweilig sei, auf so einem Frachter. Da passiere ja nichts. Stimmt, es passiert nicht viel, dafür kann man seine Seele mal so richtig baumeln, seinen Kopf auslüften lassen. „Entschleunigen“, nennen kluge Wissenschaftler sowas. „Creative Thinking“, auf andere Gedanken kommen, würd’ ich dazu sagen. Mir passiert. Gestern. Da habe ich mich aus einer Laune heraus entschlossen, meinen Schnauz wegzumachen, der mir schon seit ewig unter der Nase hängt. Gut, ich geb’s zu, die Initialzündung zu diesem epochalen Schritt ging von der Tochter meines Schatzes aus, die mir via Skype und fadengrade auf ebendiese Nase hin gesagt hatte, dass ich mit diesem Schnauz aussähe wie ein alter Sack. Päng! Volltreffer. Aber jetzt ist er weg und ich muss attestieren, ich sehe wirklich um einiges jünger aus. 14 Tage sind’s also schon - mindestens... 

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