Auf der „Rickmers Seoul“ bin ich diesmal nicht der einzige Passagier. Da ist noch ein pensioniertes Ehepaar aus Australien (Diane und Andrew) und Patty, eine Journalistin aus den USA. Diane und Andrew scheinen ausgebuffte Frachtschiff-Profis zu sein. Sie sind mit einem Container-Schiff von Melbourne hierher, an die Ostküste der USA gefahren. Andrew war von Berufs wegen Priester in einer anglikanischen Kirche und ist glücklicherweise einer von jenen (seltenen) Seelsorgern, der a) einem das neue Testament nicht dauernd aufs Auge drücken will und b) einen ausgesprochen perfiden Sinn für Humor hat. Obwohl es zuweilen etwas schwierig ist, seinen australischen Slang zu verstehen, macht es enorm Spass, mit ihm über Gott (ja, das auch!) und die Welt zu diskutieren. Gestern zum Beispiel hat er auf unserem Tisch-Karussell (einer drehbaren Scheibe in der Mitte des Tisches) eine Flasche mit rotem Inhalt und der Aufschrift „Banana-Sauce“ entdeckt und sich längere Zeit darüber ausgelassen, wie denn in drei Teufels Namen eine gelbe Banane zu einer roten Sauce werden könne. Und – wie er mit gespielter Entrüstung nachschob - es noch nicht mal im Entferntesten nach Banane rieche. Da werde doch der Kunde an der Nase herumgeführt, fuhr er mit gespielter Entrüstung fort und schaute nach, woher denn die Flasche stamme: Made in China. Nun ja, war ja irgendwie zu erwarten.
Patty ist Journalistin und Schriftstellerin, gwundrig wie-ne-Moore und kennt Woody Allan persönlich. Was ihr im Moment aber nicht viel nützt, weil sie vollauf damit beschäftigt ist, sich an Bord einigermassen zurechtzufinden (wir andern haben diesbezüglich einen gewissen Vorsprung, weil wir schon eine Seereise hinter uns haben). Ihre Chefin habe sie beauftragt, sagt sie, einen humorigen (!) Report über das Leben auf einem Frachter zu schreiben. Was auch immer das heissen will...
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