Delfine, Wale und trübes Wetter

Aufregung auf dem Schiff: Diane und Andrew haben Wale gesehen. Ich schnappe die Kamera und hechte aufs Sonnendeck. Wale sind allerdings keine zu sehen. Lediglich die Fontänen, die sie durch ihr Atemloch pusten, sind auszumachen. Jedoch so weit weg, dass es aussieht wie kleine Geysire, die irgendwo da vorne im Ozean brodeln. Die Enttäuschung hält sich aber insofern in Grenzen, als es offenbar eine ganze Wal-Familie ist, die da unterwegs ist, und man so etwas – laut Aussage des 1. Offiziers – sehr selten zu sehen bekomme.

Eine Stunde später – meine Mitpassagiere haben sich wegen des auffrischenden Windes wieder in ihre Kajüten verzogen -  zieht dann steuerbord eine Gruppe Delfine vorbei. Auch nicht wirklich nahe am Schiff, aber trotzdem nahe genug, um ab und zu einen kleinen Delfin zu entdecken, wie er, in seinem jugendlichen Übermut, eine kurze Flugeinlage zum Besten gibt. Leider ist aber auch diese Show nur von kurzer Dauer, und wenig später ist Familie Delfin in den Wellenbergen schon nicht mehr zu sehen.  

Und wenn wir schon beim Thema sind: Wegen dieser Wellenberge haben wir hier an Bord derzeit mächtig Probleme, uns einigermassen aufrecht zu halten. Dies deshalb, weil wir seit gestern Nacht einen neuen Kurs fahren und die Wellen nicht mehr von vorne kommen (was die „Rickmers Seoul“ locker wegstecken würde), sondern von backbord, also von links. Mit dieser Art von Wellen hat unser Schiff schon deutlich mehr Probleme, was sich daran zeigt, dass es jeweils mächtig ins (Auf-)Schaukeln gerät, wenn so ein Ding unter unserem Kiel durchflutscht.

Da kann es dann schon mal vorkommen, dass die eine Seite des Schiffes ein paar Meter tiefer liegt, als die andere.  Läuft man dann zum Beispiel einen Gang entlang, hat man zuerst das Gefühl, es gehe bergauf und nur wenige Augenblicke danach dünkt es einem, als würde einem jemand hogerab in den Rücken stossen. Noch gemeiner ist’s allerdings beim Zähneputzen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Während ich noch damit beschäftigt war, bei diesem Auf und Ab die Zahnpasta einigermassen genau auf die Bürste zu drücken, fand ich mich urplötzlich im Duschvorhang wieder. Und kaum hatte ich mich mit der freien Hand (die andere hielt ja noch die Zahnbürste) aus dem klebrig-nassen Plastikding befreit, bekam ich unvermittelt Schwung von hinten und knallte mit der Stirn voll gegen den Badezimmer-Spiegel. 

Das Schiffer-Leben ist wahrlich nicht einfach, sage ich ihnen. 

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