Antwerpen: Ende der Seereise

07:35: Wir sitzen beim Frühstück. Kreuzen zwischen England und Holland. Es ist neblig. Logisch – in respektive vor England. Seit 04:00 ist der Lotse an Bord. Der Käptn hat durchgemacht.

09:00: Wir fahren Richtung Hafen von Antwerpen. Ein weitverzweigtes Netz von Kanälen, Wasserstrassen, Seitenarmen liegt vor uns. Der „Verkehr“ hat weiter zugenommen. Vorne, hinten, links und rechts – überall müssen die Leute auf der Brücke ihre Augen haben. Kurz und knapp gibt der Lotse seine Richtungsangaben. „Three-zero-five“ Der Steuermann dreht am kleinen Steuer und quittiert die Kursänderung ebenso knapp: „Three-zero-five, Sir“. – „Thank You!“. Man ist freundlich zueinander.

Derweilen ziehen riesige Industrieanlagen an uns vorbei. Dreiflügelige Windmühlen drehen träge im noch spärlichen Wind, während imposante Atommeiler ihren Nuklear-Dampf in den wolkenlosen, blauen Himmel blasen. Und zwischen all den irgendwie utopisch anmutenden Fabrikanlagen, entdeckt man – immer wieder! – kleine Weiler oder Dörfer, deren Häuser sich schutzsuchend hinter den Deich ducken. Der Blick von der Brücke geht weit ins Land hinein. Ins flache, ebene, weite Land.

Unsere beiden Ladies sind ebenfalls auf der Brücke eingetroffen und unterhalten sich angeregt. Das kann nicht lange gutgehen, denke ich so für mich, und schon ist der 1. Offizier da und weist sie in die Schranken: Ruhe an Bord! Hier wird konzentriert gearbeitet. Mit eingezogenen Schultern, wie zwei gemassregelte Schulmädchen, verziehen sie sich nach draussen. 

Wir fahren auf eine Schleuse zu. Jetzt ist Präzisionsarbeit gefragt. Lotse und Käptn sind auf dem Aussendeck steuerbord. Jetzt kommen die Befehle im Stakkato: Lotse: „Starbord-twenty“ –1. Offizier: „Starbord twenty“ – Steuermann: „Starbord twenty, ready“. Usw. usf.

Dann sind wir drin - das Schiff ist ‚parkiert’. Und zwar so, dass daneben noch ein kleiner Tanker Platz hat. „Efficency is everything!“ - Effizienz ist alles. Schliesslich kostet es eine rechte Stange Geld, so ein Schiff zu ‚lupfen’. Nach einer guten halben Stunde gehen die Schleusentore wieder auf, das Schiff wird gedreht, rückwärts geht es auf die letzten paar hundert Meter meiner Seereise zu unserem ‚Parkfeld’. Um 11.55 ist es soweit: die „Rickmers Seoul“ liegt festgezurrt am Dock. Endstation. Zeit zum Mittagessen.

In einer der vielen Schleusen in Antwerpen
In einer der vielen Schleusen in Antwerpen

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